Sport ist eine wichtige Säule der Parkinson-Therapie Bewegung gegen das Zittern Vitales Nordhessen – eine Region für die Gesundheit | 15 Foto: istockphoto.com Unser Expertinnen: Elke Löbring ist Physiotherapeutin und Leiterin der Physiotherapie an der Paracelsus-Elena-Klinik in Kassel Univ.-Prof. Dr. Claudia Trenkwalder Leiterin der Paracelsus Elena-Klinik in Kassel, die auf Parkinson und Bewegungssyndrome spezialisiert ist Von Helga Kristina Kothe Eine gezielte Sport-Therapie ist bei Parkinson genauso wichtig wie Medikamente. Je früher damit begonnen wird, desto besser sind die Erfolgsaussichten. Mit aktiver Bewegung können Parkinson-Patienten ihrer Krankheit aktiv begegnen. Sport und Bewegung halten die Muskeln aktiv, die Gelenke beweglich und auch die Gehirnfunktionen werden gefördert. „Sport wurde in der Parkinson-Therapie viele Jahre unterschätzt“, sagt Univ.-Prof. Dr. Claudia Trenkwalder, Leiterin der auf Parkinson spezialisierten Paracelsus-Elena-Klinik in Kassel. „Patienten in allen Stadien der Erkrankung profitieren.“ Und wer sein Leben lang sportlich aktiv war, dem fiele es oft leichter, mit der Erkrankung umzugehen. Deshalb sollten Patienten so lange wie möglich ihrem Freizeitsport nachgehen. In der Paracelsus-Elena-Klinik ist Bewegung fester Bestandteil der Therapie. Elke Löbring, Leiterin der Physiotherapie, erklärt: „Jeder Patient, der Lust auf Bewegung hat, sollte das auch tun.“ Empfehlenswert seien Schwimmen, Laufen, Walken, Nordic Walking, Tanzen oder therapeutisches Klettern: „Am besten schließt man sich einer Gruppe an, das motiviert. Es gibt mittlerweile Studienergebnisse, die zeigen, dass Sport den Krankheitsverlauf verbessern oder verlangsamen kann.“ Alltagsbewegungen wieder erlernen In der Kasseler Klinik werden Bewegungstherapie, Gangschule, Nordic Walking oder Tai Chi angeboten. Ziel ist es, durch gezielten Sport motorische Fähigkeiten und Alltagsbewegungen wieder zu erlernen und den Gleichgewichtssinn zu fördern. „Viele Bewegungsmuster gehen bei Parkinson verloren, zum Beispiel von einem Stuhl aufzustehen“, sagt Löbring. Nordic Walking zum Beispiel beanspruche das gesamte Muskelkorsett, so würden das Gleichgewicht, die Haltung, die Rumpfrotation und das Gehen trainiert. „Parkinson-Patienten können so beispielsweise wieder ein Gefühl bekommen, wie sie die richtige Schrittlänge setzen und sicher laufen können.“ Zudem trainiere die Bewegung von Armen und Beinen die Koordination. Aus den USA kommt die sogenannte Big- Therapie, die die Beweglichkeit fördern soll. Die Übungen basieren auf Bewegungen mit möglichst großem Radius. In der Paracelsus- Elena-Klinik wird eine Bewegungstherapie angeboten, die an dieses Prinzip angelehnt ist. Sie basiert auf sieben Grundübungen, Alltagsbewegungen und persönlichen Bewegungsabläufen. Patienten üben zum Beispiel, einen großen Schritt nach vorne zu machen und gleichzeitig die Arme möglichst weit nach hinten zu bewegen. Aufgrund des großen Radius’ der Bewegung haben sie die Chance, zu spüren, was sie tun. Mit der Zeit verbessern sich die Bewegungen. „Sie werden wieder selbstverständlich“, erklärt Löbring. Entspannung fördern Tai Chi sieht sie als sinnvolle Ergänzung der Bewegungstherapie. Es trainiere die Feinmotorik und fördere die Entspannung: „Denn in Stresssituationen werden die Symptome stärker, zum Beispiel das Zittern. Wenn Stress abgebaut wird, reduzieren sich somit die Symptome.“ n Morbus Parkinson In Deutschland leiden rund 300 000 Menschen an Morbus Parkinson. Die Mehrzahl der Patienten ist über 65 Jahre alt. Allerdings steigt die Zahl der Betroffenen unter 40 Jahre kontinuierlich an. Parkinson, auch Schüttellähmung genannt, ist eine langsam fortschreitende neurologische Erkrankung. Typische Symptome sind Bewegungsarmut, Zittern (Tremor), Muskelsteifheit, Gang- und Gleichgewichtsstörungen, Sprech- und Schluckprobleme sowie geistiger Abbau. Bei Parkinson-Patienten sterben die Gehirnzellen, die Dopamin herstellen, aus ungeklärter Ursache zunehmend ab. Bislang lässt sich Parkinson mithilfe moderner Medikamente und anderer Therapien nur symptomatisch behandeln.
Vitals Nordhessen 2013 Gesamt_web
To see the actual publication please follow the link above