Die Zahl der Krankheitstage ist im vergangenen Jahr bundesweit gestiegen, auch in Hessen. Ausschlaggebend für diese Entwicklung ist vor allem die Zunahme psychischer Erkrankungen. Das geht aus dem Gesundheitsreport 2011 der Barmer GEK Hessen hervor. Hessische Arbeitnehmer waren im vergangenen Jahr durchschnittlich 15,1 Tage krank. Damit liegt Hessen zwar nach wie vor unter dem Bundesdurchschnitt (15,4 Tage), doch der Trend zeigt nach oben. „Hessen macht da keine Ausnahme“, sagt Norbert Sudhoff, der Landesgeschäftsführer der Barmer GEK Hessen. Im Vergleich zum Jahr 2010 liegt die Zunahme der Arbeitsunfähigkeitszeiten in Hessen bei 0,4 Tagen. Zwar werden Erkrankungen des Muskel-Skelett-Systems nach wie vor am häufigsten diagnostiziert (Anteil 21,5 Prozent), doch Hauptursache für die Zunahme der Krankheitstage sind psychische Erkrankungen (siehe Artikel auf Seite 30 und 32). Deren Anteil liegt inzwischen bei 16,5 Prozent. Auf Rang drei folgen Atemwegserkrankungen mit einem Anteil von 15,4 Prozent. Psychische Erkrankungen legen nach Darstellung von Sudhoff nicht nur überdurchschnittlich zu, sie verursachen auch lange Fehlzeiten. Während ein Arbeitnehmer mit einer Erkrankung des Muskel-Skelett-Systems (vorwiegend Rückenschmerzen und degenerative Veränderungen der Wirbelsäule ) in der Regel 3,4 Tage krank geschrieben wird, beträgt die Abwesenheitsdauer bei psychischen Erkrankungen (in erste Linie Depressionen) im Durchschnitt vierzig Tage.
Neue Angebote zur Stärkung der Work-Life-Balance schaffen
Der Barmer-Gesundheitsreport folgert daraus: Für Unternehmen gewinnt die betriebliche Gesundheitsvorsorge zunehmend an Bedeutung. Neben den klassischen Angeboten zur Gesundheitsvorsorge müssten neue Angebote zur Stärkung der Work-Life-Balance geschaffen werden (siehe Artikel auf Seite 47). Auffällig im Gesundheitsreport ist, dass die Zunahme der Fehlzeiten in Nordhessen höchst unterschiedlich ist. Während die Zahl der Krankheitstage im Werra-Meißner-Kreis (plus 18,7 Prozent) und im Kreis Hersfeld-Rotenburg (plus 14,9 Prozent) deutlich über dem Schnitt anstieg, liegt die Zunahme in der Stadt Kassel lediglich bei 1,8 Prozent. Für die übrigen Kreise weist die Statistik folgende Zahlen aus: Kreis Kassel plus 4,4 Prozent, Kreis Waldeck-Frankenberg plus 4,4 Prozent und Schwalm-Eder-Kreis plus 6,2 Prozent. Eine Ursache für diese gravierenden Unterschiede liefert der Barmer-Report allerdings nicht. Ebenso wenig für die Tatsache, dass Rückenschmerzen in Nordhessen erheblich öfter diagnostiziert werden als im Süden des Landes.
Immer mehr Menschen bewältigen Probleme mit Suchtmitteln
Schwerpunktthema des diesjährigen Gesundheits-Reports der Barmer GEK Hessen ist der Alkoholkonsum. Das wissenschaftliche Kuratorium der deutschen Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) schätzt, dass jeder fünfte bis zehnte Mitarbeiter in einem Unternehmen einen „riskanten oder problematischen Alkoholkonsum betreibt“. Zwar fänden sich nur bei 1,2 Prozent der Beschäftigten direkte Hinweise auf Alkoholprobleme. Doch zeigten die Auswertungen auch, dass Arbeitnehmer mit einem nachweislichen Alkoholproblem etwa vierzig Tage länger krank geschrieben seien als andere. Und in Zeiten turbulenter Umbrüche in der Arbeitswelt versuchten immer mehr Beschäftigte, Hektik und Stress im Arbeitsleben mit Suchtmitteln zu bewältigen. Auch hier müssten Unternehmen gegensteuern und betriebliche Präventionsprogramme auflegen.
Fazit: Viele Menschen haben zwar ihre gesteckten Ziele im Job erreicht. Doch zu welchem Preis? Sie haben aufgrund von meist stress- oder arbeitsplatzbedingten Erkrankungen ihre Lebensfreude und auch Lebenszeit verloren. Die Karriere und die Pflichterfüllung steht jederzeit im Fokus. Leider verlieren dabei viele Menschen ihre Gesundheit und ihr Wohlbefinden aus den Augen. Doch die Folgen sind noch viel weitreichender als der persönliche Verlust. Verlorene Lebensfreude und verlorener Lebensmut bei den Mitarbeitern führt zu Produktions- und Umsatzeinbußen in Unternehmen und zu unnötigen Kosten bei den Arbeitgebern. Schaut man sich das Phänomen Burn-out an, eine immer häufiger vorkommende psychische Erkrankung, kann man nur sagen: Leere Köpfe – leere Kassen. Die Flucht in die Sucht ist ein weiteres Dilemma. Erkenntnisse die zeigen, wie wichtig Prävention ist. Beide Seiten – Arbeitnehmer und Arbeitgeber – sind aus persönlicher und unternehmerischer Sicht gefordert, Angebote wahrzunehmen, die die Gesundheit fördern und erhalten.
(Foto: istockphoto.com)
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