Unsere Gesellschaft verändert sich. Durch den demographischen Wandel gehen die Menschen später in Rente, neue Kommunikationsmöglichkeiten und -gewohnheiten weichen die Grenze zwischen Arbeit und Freizeit auf. Und auch die gestalten die Menschen zunehmend virtuell anstatt sich zu bewegen. Die Folgen: Herz-Kreislauferkrankungen und Rückenprobleme nehmen zu, der Begriff Burn-out ist plötzlich allgegenwärtig. Unternehmen müssen sich heute diesen Problemen stellen, Verantwortung übernehmen und sich um die Gesundheit ihrer Mitarbeiter kümmern. Viele haben das auch schon erkannt und erste Maßnahmen ergriffen. Doch mit einer Rückengymnastik hier und einem Hautscreening da ist es heute nicht mehr getan. Vielmehr kommt es darauf an, ein betriebliches Gesundheitsmanagement zu implementieren, das das ganze Unternehmen durchdringt, in dem die verschiedenen Bereiche wie Werksärztlicher Dienst, Personalwesen, Betriebsrat und die Fachabteilungen miteinander gemeinsam Konzepte erarbeiten und umsetzen, maßgeschneidert und nachhaltig.
Maßgeschneidertes, nachhaltiges Konzept etabliert
Bei B. Braun haben wir vor einigen Jahren angefangen, ein Gesundheitsmanagement zu etablieren. Im vergangenen Jahr haben wir unter dem Namen fit@B. Braun begonnen, Gesundheitsthemen mit zu erwartenden betrieblichen Auswirkungen des demografischen Wandels zu verknüpfen – ein Konzept, das maßgeschneiderte und nachhaltige Maßnahmenpakete vorsieht. Derzeit wird gemeinsam mit der BKK B. Braun und in enger Abstimmung mit den jeweiligen Fachabteilungen ein speziell auf deren Bedürfnisse abgestimmtes Programm mit vielfältigen Bausteinen erarbeitet. So schulen beispielsweise Ökotrophologen in Sachen gesunder Ernährung. Physiotherapeuten geben wertvolle Tipps zur „Entspannung in der Mittagspause“ und überprüfen zudem in den Büros die Arbeitsplatzergonomie. Wichtig dabei ist, dass alle Kurse auch Anleitungscharakter haben und den Mitarbeitern Anstoß für eine gesunde Lebensführung geben.
Zu einem gesunden Leben motivieren
In Zukunft sollen solche Maßnahmen noch ausgebaut, standortübergreifend vernetzt und vor allem zielgruppengerecht angepasst werden. Schließlich ergeben sich in den Büros andere Probleme als in der Produktion oder in den Warenlagern. Und selbst innerhalb der verschiedenen Bereiche üben die Mitarbeiter wiederum unterschiedliche Tätigkeiten aus. Und das in verschiedenen Schichtmodellen. Zudem müssen zwei Faktoren berücksichtigt werden: den Mitarbeiter zum gesunden Leben zu motivieren und einen gesunden Arbeitsplatz anzubieten.
Und nicht zuletzt müssen die Maßnahmen natürlich dem Alter der Mitarbeiter angepasst werden. Dazu haben wir eine Untersuchung durchgeführt und quasi einen Blick in die Zukunft bis zum Jahr 2020 gewagt, um zu ermitteln, ob es Krankheitsverschiebungen geben wird. Mit dem Ergebnis, dass wir schon heute aufgrund der geänderten Altersstruktur Verschiebungen bei Krankheitsbildern lokalisieren können. Wir können so besser einschätzen, welchen Themen wir uns widmen müssen, um zukünftige Belastungen zu mindern und rechtzeitig gesundheitsförderliche Maßnahmen einzuleiten.
Positive Auswirkungen sind belegt
Diese Vielschichtigkeit zeigt, dass Gesundheitsmanagement keine leichte Aufgabe ist. Dennoch: Ein zielgerichtetes Gesundheitsmanagement muss all diesen Faktoren gerecht werden, um nachhaltig erfolgreich sein zu können. Noch ist das Thema zu jung, um fundierte Aussagen über Langzeiteffekte machen zu können, doch erste Evaluierungen zeigen bereits, dass die Mitarbeiter die Angebote annehmen und sie sich positiv auswirken. Ein gutes betriebliches Gesundheitsmanagement lohnt sich also, denn am Ende gewinnen alle. Für Unternehmen rechnen sich gesundheitsfördernde Maßnahmen, da Fehlzeiten sehr teuer sind. Allein 2010 leisteten nach Angaben des Arbeitsministeriums deutsche Unternehmen Entgeldfortzahlungen im Krankheitsfall in Höhe von 35,1 Milliarden Euro.
Gesundheitsmanagement fördert Wettbewerbsfähigkeit
Wollen Unternehmen wettbewerbsfähig bleiben, ist also ein funktionierendes Gesundheitsmanagement unerlässlich. Zudem wird – gerade vor dem Hintergrund des immer längeren Arbeitslebens – der Gesundheitsaspekt als Entscheidungskriterium für potenzielle Bewerber an Bedeutung gewinnen. Eine gute Möglichkeit für Unternehmen also, sich als attraktiver Arbeitgeber zu positionieren. Und der Nutzen für die Mitarbeiter liegt auf der Hand. Sie werden dabei unterstützt, ihre Gesundheit möglichst lange zu erhalten. Eine Win-Win-Situation für beide Seiten. Diese Fürsorge ist auch eine Form der Wertschätzung gegenüber dem Mitarbeiter, ein Punkt, der uns bei B. Braun sehr wichtig ist. Und sicherlich haben Unternehmer und Führungskräfte hier auch eine Vorbildfunktion. Denn wer Wasser predigt und Wein trinkt, wie das Sprichwort sagt, verliert seine Glaubwürdigkeit und das Vertrauen der Mitarbeiter. Das gute Beispiel jedoch schafft Vertrauen und strahlt auf den Mitarbeiter ab. Auch so gesehen ist Gesundheit Chefsache.
von Dr. rer. pol. Heinz-Walter Große
(Foto: istockphotos.com)
Regionales: |
Aus- und Weiterbildung: |
Sonstige: |
---|---|---|
Diese Website verwendet Cookies. Mit der Nutzung erklären Sie sich damit einverstanden. Datenschutzerklärung
Die Cookie-Einstellungen auf dieser Website sind auf "Cookies zulassen" eingestellt, um das beste Surferlebnis zu ermöglichen. Wenn du diese Website ohne Änderung der Cookie-Einstellungen verwendest oder auf "Akzeptieren" klickst, erklärst du sich damit einverstanden.
Diskussion
Kommentare sind für diesen Beitrag nicht zugelassen.