Vitales Nordhessen – eine Region für die Gesundheit | 35 Gibt es spezielle Trainingsmethoden, das Verletzungsrisiko zu senken? Rauch: Neben funktionellen Verbänden, Krankengymnastik und häufig auch Lymphdrainage erfolgt hier ein schnell beginnendes zeitnahes Muskeltraining. Unter Schonung des verletzten Körperteils wird der Rest des Körpers des Athleten trainiert, damit er sein hohes Leistungsniveau halten und schnell wieder integriert werden kann. Auch die Amateure profitieren von diesen Methoden. Sie werden ebenfalls zeitnah diagnostiziert. Das Behandlungsprogramm ist im Amateurbereich naturgemäß, auch aus Kostengründen, nicht in demselben extrem hohen Umfang möglich wie im Profibereich. Trotzdem profitieren Amateure sehr von der modernen Diagnostik und Therapie. Warum haben Sie sich für die Orthopädie entschieden? Rauch: Bereits während meines Medizinstudiums habe ich parallel Sport studiert, und mich schon im Studium sehr für den sportmedizinischen Bereich interessiert. Bereits im sechsten Semester habe ich bei den sportmedizinischen Untersuchungen teilgenommen, unter anderem beim THW Kiel, und mich dafür entschieden, später als Orthopäde und Unfallchirurg tätig zu sein. Neben der Versorgung der Freizeit- und Amateursportler liegt natürlich ein besonderer Reiz darin, Spitzensportler zu betreuen. Welches sind die häufigsten Symptome, mit denen Patienten zu Ihnen kommen? Rauch: Die häufigsten Beschwerden, die unsere Patienten in die Praxis führen, sind zweifelsohne Beschwerden an den Knie- und Schultergelenken. Da wir eine Schwerpunktpraxis für Sportverletzungen sind, kommen jeden Tag eine Vielzahl von Sportlern. Und Rückenbeschwerden sind ein großes Problem unserer heutigen Gesellschaft und werden natürlich mit allen modernen Methoden behandelt. Sie operieren auch arthroskopisch. Sind Leistungssportler dank der „kleinen“ Eingriffe schneller wieder im Training? Rauch: Die Arthroskopie, Gelenkspiegelung oder auch Schlüssellochchirurgie, stellt eine der ganz großen revolutionären Neuerungen in den letzten 30 Jahren im Bereich der orthopädischen Chirurgie dar. Da die Gelenke über kleine Zugänge angeschaut und operativ behandelt werden, sind Hochleistungs- und Freizeitsportler wesentlich schneller wieder fit. Gerade Meniskuslappenrisse können sehr gut therapiert werden und die Patienten sind erheblich schneller belastbar und im Training. Wie stark werden die Gelenke von Leistungssportlern auf Lebenszeit belastet? Rauch: Es treten erhebliche Belastungen, besonders der Sprung-, Knie- und Schultergelenke auf. Als Beispiel darf ich die Wurfschulter beim Handballspieler nennen. Ein professioneller Handballspieler bringt es auf ca. 48 000 Wurfbewegungen pro Jahr. Neben dieser extremen Belastung kommt noch die weitere Schädigung durch den Gegenspieler hinzu, der die Würfe abblockt. Diese erhebliche Belastung führt zu repititiven Mikroverletzungen an Kapseln, Bändern und Knorpel. Solche Mikroverletzungen summieren sich in den Jahren und können natürlich zu einem erhöhten Verschleiß an den Gelenken führen. Dem gegenüber hat der Handballtorwart häufig durch Überstreckbelastungen im Ellenbogengelenk einen verfrühten Ellenbogengelenksverschleiß. Viele Freizeitsportler laufen oder radeln. Wie können sie ihre Gelenke schonen? Rauch: Für die Freizeitläufer gilt, dass sie, wenn sie beginnen, zum Orthopäden gehen, um Gelenke und Wirbelsäule zu überprüfen, und zum Hausarzt, um das Herz-Kreislaufsystem zu untersuchen. Laufsportler sollten optimales Schuhwerk und eventuell Einlagen tragen. Nach der Belastung sollten sie die Muskulatur dehnen. Und unbedingt auf ein optimales Körpergewicht achten, nach Möglichkeit auf weichem Untergrund wie Waldböden oder in Parks laufen. Nicht umsonst trainieren die Sprintstars viel auf Rasen und nicht nur auf der Tartanbahn. Wie halten Sie sich eigentlich sportlich fit? Sie haben doch sicherlich die Chance, am Esprit „Ihrer Handballmannschaft“ zu partizipieren? Rauch: Persönlich laufe ich regelmäßig und spiele Tennis, daneben klettere ich mit meiner Frau auf den einen oder anderen höheren Berg und gehe Segeln auf dem Katamaran. Sie sind natürlich nicht der einzige im MT-Betreuerteam. Wer gehört noch dazu? Bernd Sostmann als Arzt für Allgemeinmedizin, meine Frau Petra Rauch als Zahnärztin und Jennifer Bajerke von Rehamed. Wir haben eine super Zusammenarbeit. Das macht mir viel Freude. Vielen Dank für das Gespräch. n MT-Aufsichtsratsvorsitzende Barbara Braun-Lüdicke und MT-Vorstand Axel Geerken verstehen sich blendend mit Dr. Gerd Rauch Trainer Michael Roth und Handballnationalspieler Michael Allendorf vertrauen auf das Können des „Kniepapstes“ Es ist extrem wichtig, Sportverletzungen früh zu erkennen
Vitales Nordhessen 1 2015
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